Angriff auf die Su-24, als Vorbote der Unterzeichnung von TTIP

Am 5. Oktober waren die Verhandlungen über die Schaffung einer Trans-Pazifischen Partnerschaft (TPP) abgeschlossen. Gegenwärtig gehören der TPP die folgenden 12 Länder an: die USA, Australien, Brunei, Vietnam, Kanada, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur, Chile und Japan.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass hinter den suspekten Katastrophen von Flugzeugen der malaysischen Airlines geplante Aktionen der Einschüchterung standen, die zum Ziel hatten, die Regierung von Malaysia dazu zu bringen, das zweifelhafte Handelsabkommen zu unterzeichnen.

Wie ein Blick auf die Landkarte zeigt, gibt TPP den USA einen formalen Vorwand für den Ausbau seiner Marine-Präsenz in der Region, was bereits durch regelmäßige Konflikte mit China in diesem Zusammenhang gekennzeichnet ist. Vorerst gehen die Konflikte nicht über den Rahmen eines politischen Konfrontationsverhältnisses hinaus, jedoch hat sich die Situation im Südchinesischen Meer aufgeheizt.

Dieser "freiwillige" Zusammenschluss wurde geschaffen, um chinesischen Seetransporten Hindernisse zu errichten und um einem Übergang auf den Yuan in den Verrechnungen zwischen den Ländern der Region entgegenzuwirken. Der Übergang auf den Yuan wäre ganz natürlich, in Anbetracht der geographischen Nähe und der wirtschaftlichen Integration mit China, ebenso wie hinsichtlich einer Aufnahme des Yuan in den Korb der Reservewährungen des IWF. Russland stellt in der Pazifik-Region für die USA keinen Gegner oder Konkurrenten dar, wird aber durch seine engen Verbindungen mit China ebenfalls Gegendruck wahrnehmen.

Nach dem Terroranschlag in Paris, als am Tatort amerikanische Staatsbürger ertappt wurden, war die amerikanische Führung in den Massenmedien zur Gesichtswahrung bereit, Zugeständnisse zu machen, und hat sogar vorgeschlagen, dass sich die Russische Föderation an TPP beteiligt. Dieser Vorschlag wurde übrigens nicht realisiert.

Nunmehr folgte die zweite Runde der Erweiterung des gegen China gerichteten "Freundschaftskreises": die Vorbereitung und Unterzeichnung von TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) zwischen den USA und der EU. Auch hier ist der Wettlauf mit China gegenwärtig. Die von der Türkei breit angepriesene Vereinbarung über die Lieferung chinesischer Waren nach Europa unter Umgehung Russlands und die wenige Tage vorher abgeschossene Su-24 sind Glieder ein und derselben Kette. Einerseits handelt es sich dabei um die Suche nach einem Vorwand für eine vollständige Seeblockade der russischen Schwarzmeerhäfen, andererseits um die Neuausrichtung der Handelsströme aus China auf das eigene Gebiet. Nach dem Motto: Kannst du es nicht verhindern - übernimm die Führung.

In gleicher Weise sind die Türken beim Transit von russischem Gas vorgegangen: erst sind sie in die Initiative gegangen, dann haben sie die Sache beerdigt. China aber wird niemals alles auf ein Pferd setzen, deshalb wird das Land kaum auf den Bau einer Bahnlinie für den Landtransport seiner Waren nach Europa verzichten.

Warum wurde also die russische Su-24 abgeschossen? Mit einer Rache für die Unterbrechung des Transits von Schmuggel-Erdöl hat das nichts zu tun. Niemand hat erwartet, dass sich das ewig hinzieht. Aber alle hatten erwartet, dass sich Russland für eine militärische Antwort gegenüber der Türkei entscheidet. Jedoch, in gleicher Weise, wie sein Herangehen während der Provokationen in der Ukraine, hat Putin sich in den nächstfolgend angetragenen Krieg nicht hineinziehen lassen und mit wirtschaftlichen Sanktionen geantwortet. Alle von langer Hand vorbereiteten medialen Fabrikationen über die "Konzentration der russischen Marine- am Eingang zum Bosporus" gingen nach hinten los. Die Türkei hat nicht nur keinen Grund für eine Seeblockade, sondern verfügt nicht einmal über den kleinsten anständigen Vorwand. Damit ein solcher Vorwand entsteht, müsste Erdogan als erster Russland den Krieg erklären. Das tut er aber nicht. Ebenso übrigens nicht, wie sein Gesinnungsgenosse Poroschenko.

Putin ist vor der Klima-Gipfelkonferenz in Frankreich aufgetreten, indem er die Tribüne in bestmöglicher Weise nutzte, den Vertretern aus 150 Ländern seine Position zu Syrien und zum Kampf gegen den internationalen Terrorismus nahezubringen. Wie sich herausstellte, hat Russland auf Vorsprung gesetzt: indem es einerseits erklärt hat, dass es keine militärische Antwort geben wird, und andererseits, indem es gegenüber der Türkei wirtschaftliche Maßnahmen ergriffen hat. Mit einer offenen und unzweideutigen Antwort haben wir uns gegenüber Verdächtigungen kommender Diversionsakte und Terroranschläge auf dem Territorium der Türkei abgesichert.

Gestern gab es eine Explosion in der Istanbuler U-Bahn. Die Ursachen sind noch nicht ermittelt, doch eine der Versionen geht von einem Terroranschlag als Ursache der Explosion aus. Unter der gegebenen innenpolitischen Situation braucht die Partei Erdogans Terrorakte zum Machterhalt, deshalb geschehen diese mit erstaunlicher Regelmäßigkeit. Bei den "termingerechten Terrorakten" sterben in der Regel Kurden und als Schuldige werden ebenfalls die Kurden ausgemacht. Und wenn dann gegen die Kurden keine Beweise gefunden werden, übernimmt der ISIS die Verantwortung. Verhaftet wird aber niemand.

Erdogan und Davutoglu haben sehr darauf gesetzt, Russland mit auf die Liste der Verdächtigen hinzuzufügen, indem sie sich ein Beispiel an Poroschenko genommen haben, doch Putin hat ihnen diese Chance nicht gelassen.

Der Präsident Russlands hat ein 30-minütiges Gespräch mit dem Präsidenten der USA geführt, aber das Angebot zu einem Treffen, das mehrfach vom Präsidenten der Türkei ausgegangen war, ignoriert. Keinerlei persönliche Kontakte mit R. T. Erdogan, bevor dieser eine Entschuldigung für das abgeschossene Flugzeug ausspricht – darin hat Putin Recht. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob der Präsident der Türkei unmittelbar den Befehl zur Vorbereitung eines Angriffs auf das russische Flugzeug gegeben hat, oder, denkt man an seinen lang währenden Konflikt mit der Armee, ob das jemand Anderes getan hat. Wenn der Präsident die Kontrolle hatte, dann ist er schuldig, wenn er keine Kontrolle hatte, dann ist mit ihm auch nichts zu bereden.

Unabhängig von dem Verhalten Moskaus ist eine neue Spirale der Sanktionen zu erwarten. Die Seeblockade ist eine der längst geplanten amerikanischen Aktionen gegen Russland als potenzielles Transitland für chinesische Waren nach Europa. Um eine Seeblockade Chinas zu erwirken und dadurch ungehemmt unlauteren Wettbewerb betreiben zu können, haben die amerikanischen transnationalen Konzerne die Unterzeichnung von TPP durchgesetzt, was ihnen einen Vorwand zur Kontrolle der Haupt-Handelsrouten im Pazifik gibt. Wenn es irgendwelche Zweifel gibt, empfehle ich, noch einmal auf die Landkarte und die Liste der Teilnehmer-Länder von TPP zu schauen. China ist gezwungen, die Einrichtung von Landrouten für die Warenlieferungen in Richtung Europa rascher voranzutreiben. Hier findet ein Wettlauf um das wirtschaftliche Überleben statt, bei dem die USA und China die Haupt-Rivalen sind. Alle anderen aber sind entweder in der Zuschauerrolle, oder verkaufen den Wettkämpfern entlang der Rennstrecke kühlende Getränke. Der Hauptpreis – das ist der europäische Markt. Die Schiedsgerichte in Gestalt internationaler Organisationen sind ebenfalls in der übergroßen Mehrheit entweder von den USA aufgestellt oder korrumpiert und, wie es bei ihnen im Sport üblich ist, bevorzugen die eigenen Leute.

Die Reaktionen Russlands waren nach dem Angriff auf unser Flugzeug betont kompetent, was der Kühnheit der "Sanktionierer" einen Dämpfer versetzt hat. Die Russische Föderation hat sich nicht zu Drohungen herabgelassen und an Stelle einer militärischen Konfrontation wirtschaftliche Sanktionen eingeführt, indem sie der neuesten amerikanischen Mode folgte: die Regeln der WHO ignorieren und den Aggressor sofort an seinem Geldbeutel treffen.

R. T. Erdogan hat sich nach dem Überfall auf das russische Flugzeug in einer Schlange wegen Nuland-Cookies für die "Bezähmer Russlands" angestellt, allerdings stand bereits vor ihm P. Poroschenko, der immer noch auf eine weitere Lieferung der Kekse wartete. Im State Departement allerdings herrscht entweder gerade ein Defizit an Cookies, oder man möchte nicht neben seinen Provokateuren in Erscheinung treten. Deshalb müssen die Provokateure gleichzeitig in anderen Ländern Türklinken putzen.

Die Führung der Türkei hat die Einbußen durch den Überfall auf das Flugzeug zusammengerechnet und dann offenbar bei seinen Auftraggebern angefragt: "Und wer wird uns nun die Verluste ersetzen?" Die Auftraggeber haben geantwortet, dass Katar und Saudi Arabien Ersatz leisten werden. Diese ihrerseits versprachen, landwirtschaftliche Produkte zu kaufen und diese an arme afrikanische Länder zu liefern. Wir werden sehen, ob sie das erfüllen. Allerdings haben sie keine Touristen als Ersatz für die russischen Besucher versprochen, diese Länder sind abstinent und reich: ihnen kann man nicht "All inclusive" mit kostenlosem Schnaps verkaufen - man müsste die Qualität des Service auf gutes europäisches Niveau erhöhen…

Brief

Liebe Tatjana,

ich möchte Dir meine Gedanken zu den neuesten Ereignissen rund um die Türkei mitteilen:

Mein Eindruck ist, dass man uns da in ein fremdes Spiel hineingezogen hat. Das Szenario ist deutlich: die abgeschossene Su, die Verhaftung von Korrespondenten in der Türkei, die Ermordung eines Oppositionspolitikers in der Türkei. Eine Inszenierung nach Drehbuch. Zum jetzigen Zeitpunkt stellen wir fest: eine scharfe Konfrontation Putin - Erdogan. Ein Niedergang der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Zusammenarbeit. Irgendjemand rüttelt "mit Putins Hand" an Erdogans Stuhl. Schauen Sie nur, wie flott die westlichen Massenmedien den Stab in der Staffel um die Anschwärzung Erdogans übernommen haben! Nun wird ihm dauerhaft der "Erfüllungsgehilfe des ISIS" angehängt. Alles läuft auf einen Machtwechsel in der Türkei hinaus. Der einzige reale Anwärter, der in der Lage wäre, die ins Wanken geratene türkische Macht zu übernehmen - das sind die Militärs. Wer dabei auch immer obsiegen würde, Erdogan oder die Militärs, wir bekämen letzten Endes eine Ukraine 2.0, einen weiteren Grenzstaat mit Russophobie, der aber bereits JETZT SCHON Mitglied der NATO ist, ein Schwergewicht dieser Organisation.
Ja, dann ist zu überlegen, ob man sich über diese antitürkische Welle in unseren Medien eigentlich freuen kann…

Ich kann noch einwenden, dass, wie in der Geschichte mit der ukrainischen Provokation, man uns zwar hineingezogen hat, aber nicht bis zum Ende.

Indem Russland die Touristenströme von der Türkei nach Griechenland umgelenkt hat, wurde der Partei der türkischen Staatsmacht einen Schlag versetzt, von dem sie sich möglicherweise nicht wieder aufrappeln wird. Die Einstellung der Fährverbindung und des Handels mit der Krim, auch das ist ein Treffer gegen Davutoglu.

Die "Antwort-Sanktionen" von türkischer Seite muss man nicht als Antwort-Reaktionen ansehen, weil sie keine "Antwort" sind. Alles war schon lange vorausgeplant. Nur Putin hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem er nicht, wie erwartet, zurückgeschlagen hat. Der Bau von "Turkish Stream" stand von Anfang an unter einem Fragezeichen, nun haben die Türken einen guten Vorwand geliefert, die Gas-Pipeline aus dem Iran unter Umgehung der Türkei zu verlegen. Die unzuverlässigen Handelspartner Türkei und Ukraine gehen nun einträchtig den Weg, ausschließlich miteinander Handel zu betreiben. Natürlich können sie sich weiter beschweren, indem sie für all' ihre Sorgen Putin die Schuld geben, wie das Poroschenko auf der UNO-Weltklimakonferenz in Paris getan hat, und sich dabei freiwillig weiter die Schlinge um den Hals zuziehen. Sie können sich bei Treffen mit ihren Konsultanten aus dem State Departement auch bedanken, die es aber mit den Cookies zur Hilfe für sie nicht so eilig haben.

22 Februar, 2016 - 22:06